Portrait Willi Möller
Willi Möller
„...Ich bin 1933 nach der Machtübernahme zur Schule gekommen und zwar nach Leeseringen, weil wir in Schäferhof im Bahnhof wohnten. Ich kann mich noch erinnern, dass an der Wand zunächst mal Hindenburg hing, später wurde er ausgewechselt durch ein Bild von Adolf Hitler. Mein Vater, der bei der Bahn beschäftigt war, ist damals im Alter von 33 Jahren schon in die SA eingetreten. Und mein Bruder, der vier Jahre älter ist, als ich, auch 1933 in die HJ. Beide haben schon die braune Uniform angehabt. Als ich zehn Jahre alt war, damals wohnten wir bereits in Nienburg, bin ich eines Nachmittags mit meinen Schulkameraden zum Schlossplatz gegangen. Und wir haben uns angeschaut, wie die Pimpfe dort exerzierten und bald darauf haben wir uns auch für das Jungvolk gemeldet. Ein Jahr später, während der Sommerferien, waren wir mit unserem Fähnlein am Hämelsee im Zeltlager. Dort haben wir unsere Pimpfenprobe abgelegt...“ Willi Möller

Geb. 21.9.1926 in Linsburg
Ausbildung bei der „Landrätlichen Verwaltung“ von 1941 bis 1944
Ab Mai 1944 Soldat, bis Sommer 1948 Gefangenschaft in England
Wiedereinstellung im Herbst 1950
Bis 1988 bei der Kreisverwaltung Nienburg als Kreisoberamtsrat
Jugendfreund von Gerhard Henking.
HJ-Ausweis
...Im Sommer ’37 sind wir gemeinsam in ein Zeltlager am Hämelsee gegangen. Und zwar in den großen Ferien. Da haben wir dann unsere Pimpfenprobe abgelegt. Ich kann mich noch deutlich erinnern, dass wir für die Pimpfenprobe die Lebensgeschichte des Führers auswendig lernen mussten, außerdem musste man drei Klimmzüge machen. Alles wurde in ein so genanntes Leistungsbuch eingetragen. Es waren also alles Dinge, die man kennen musste. Als Ergebnis der Pimpfenprobe durften wir uns dann ein Fahrtenmesser umhängen. Das musste man sich natürlich selbst kaufen...

...Bei den immer wieder stattfindenden Feierlichkeiten wurde zum Schluss das angeblich von Baldur von Schirach gedichtete Lied „Vorwärts, vorwärts, Jugend kennt keine Gefahren“ angestimmt. Außerdem das „Deutschland-Lied“ und das „Horst-Wessel-Lied“. Beim „Deutschland-Lied“ und „Horst-Wessel-Lied“ mussten wir immer die Hand zum Hitler-Gruß heben. Und nun muss man sich mal überlegen: Mit zehn Jahren so lange die Hand hochzuheben, das war gar nicht möglich, so dass wir immer mit der linken Hand die rechte Hand gestützt haben...

...Als ich zehn Jahre alt war, bin ich mit meinem Vater und meinem Bruder zum Bückeberg bei Hameln gefahren. Dort fanden im Herbst immer die so genannten Erntedankfeste statt. Als kleiner Junge wurde ich bis vorne an die Straße gelassen und habe nun die Vorbeifahrt des „Führers“ mit seinem Gefolge, unter anderem Goebbels, Göring, Himmler und so weiter, gesehen. Ich kann mich noch deutlich erinnern, dass die Zuschauer, vor allen Dingen die Frauen, kreischten als der „Führer“ vorbeifuhr. Am nächsten Tag musste ich in der Schule von dieser Begegnung berichten und war der Held des Tages.....

...Im Sommer 1943 wurde ich gegen meinen Willen zum Wehrertüchtigungslager in Hämelheide eingezogen. Dort wurden die Einberufenen in zwei Gruppen eingeteilt, einmal die „normalen“ HJ-Angehörigen und die von der Flieger-HJ. Wir von der Flieger-HJ, die wir so eine blau-graue Uniform anhatten, wurden überwiegend als Funker ausgebildet. Außerdem hatten wir auch noch Flugzeugerkennung zu lernen. Die Auszubildenden waren meist Feldwebel der Luftwaffe, die für diese Aufgaben abgestellt worden waren. Also im Großen und Ganzen war unsere Ausbildung nichts so scharf, wie die der „normalen“ HJ-Angehörigen...“